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Einleitung und Problemstellung

Unternehmen, deren Ziel die langfristige Existenzsicherung und somit die Erreichung oder Beibehaltung ausreichender Konkurrenzfähigkeit ist, können zur Zielerreichung verschiedene Wege gehen. Meistens wird damit eine Wertsteigerung der sowohl unmittelbar für den Markt bestimmten Produkte und Leistungen als auch der mittelbar zu deren Erstellung im Unternehmen erforderlichen Vorgänge, Verfahren und Zwischenprodukte verbunden sein.

Um diese Wertsteigerung durch Senkung der Kosten und/oder Erhöhung der Funktionserfüllung und dadurch des Nutzens möglichst sicher und mit wirtschaftlich vertretbarem Aufwand zu erreichen, empfiehlt sich systematisches Vorgehen. Ein solches wird durch den Einsatz der Wertanalyse (WA) nach ÖNORM A 6750 erreicht, die als heuristische Methode zwar das Finden einer optimalen Lösung nicht garantiert, aber die Wahrscheinlichkeit, einer solchen näher zu kommen, wesentlich erhöht.

Die WA nimmt auf menschliche Eigenheiten Rücksicht und nützt durch interdisziplinäre Gruppenzusammensetzung und Anwendung von Regeln zur Steigerung schöpferischer Arbeit konsequent Synergien. Die Gruppenarbeit wird durch einen sechsstufigen Arbeitsplan strukturiert und bewirkt dadurch systematisches und effizientes Vorgehen. Die funktionsorientierte Analyse und ganzheitliche Erfassung führen zu neuen Betrachtungsweisen und dadurch zu neuen, ungewöhnlichen und oft bisher nicht in Erwägung gezogenen, praxisrelevanten Problemlösungen.

In Österreich wird die WA seit ungefähr 20 Jahren eingesetzt, wobei als wesentliche Einflüsse ihrer Verbreitung die folgenden gelten: [1]

Aufgaben und Projekte das wirtschaftliche Nahverhältnis zur BRD,
Aufgaben und Projekte die beispielhafte Ersteinführung der WA bei einem österreichischen Großbetrieb,
Aufgaben und Projekte die Arbeit deutscher Unternehmensberater in Österreich, besonders in den Jahren 1960 bis 1970,
Aufgaben und Projekte die gezielte Verbreitung der WA in österreichischen Unternehmen durch Beratungen der Wirtschaftsförderungsinstitute seit 1975,
Aufgaben und Projekte die Aktivitäten der Wertanalyse-Arbeitskreise und
Aufgaben und Projekte des Fachnormenausschusses Wertanalyse im Österreichischen Normungsinstitut (ON),
Aufgaben und Projekte die Durchführung von Pilotuntersuchungen zur WA und
Aufgaben und Projekte die Aufnahme der WA in die Lehrprogramme von Hochschulen, Höheren Technischen Lehranstalten und Institutionen für Erwachsenenbildung.

In einigen Unternehmen ist die WA bereits fester Bestandteil im Konzept unternehmerischen Handelns. In anderen wird sie fallweise oder, bedingt durch anfängliche Mißerfolge, nicht mehr angewendet. Diese Fehlschläge werden oft zu Unrecht der Methode selbst angelastet.

Den größten Anteil an österreichischen Unternehmen bilden jedoch jene, in denen bisher keine WA durchgeführt worden ist. Oft bestehen, wenn überhaupt, nur unklare Vorstellungen darüber, was sich hinter der in den letzten Jahren immer öfter verwendeten Bezeichnung WA verbirgt. Manche haben auch den Wert der Methode nicht erkannt. Japan hat ihn frühzeitig erkannt, denn es ist unbestritten, daß zumindest ein Teil des wirtschaftlichen Erfolgs von Japan der konsequenten Anwendung der WA zuzuschreiben ist.

Die bisher mit WA weltweit erreichten Ergebnisse überzeugen. Angesichts der nachgewiesenen Einsparungen und anderer positiver Auswirkungen im Unternehmen wie verbesserter Kommunikation und verstärkter Zusammenarbeit zwischen Mitarbeitern und Abteilungen sollte die WA mehr als bisher eingesetzt werden. Dafür aber ist es notwendig, vorerst den derzeitigen Stand der WA-Anwendung in Österreich zu erheben und zu bewerten. Das war das Hauptziel dieser Arbeit. Ein weiteres Ziel war, den Nachweis für die in der Praxis gewonnene Erfahrung zu liefern, daß der Erfolg der WA nicht von der Beherrschung der Methode alleine abhängt, sondern auch von der aktiven Förderung und Unterstützung der WA-Aktivitäten durch die Unternehmensleitung und der bewußten Berücksichtigung menschlicher Eigenarten und daraus möglicherweise entstehender Probleme.

Darüberhinaus sollte diese Arbeit zur Steigerung des Interesses an der WA und Förderung ihrer Bekanntheit in Österreich beitragen und einzelne Forderungen zur Einführung, Durchführung und Beibehaltung der WA in einem Unternehmen [2] mit aus den Ergebnissen ableitbaren Argumenten unterstützen.

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[1] zusammengest. aus KANIOWSKY 1977, S.111 u. GASTHUBER 1981/1, S.4-6
[2] die Bezeichnung "Unternehmen" wird in dieser Arbeit auch dann verwendet, wenn es sich möglicherweise um einen Betrieb handelt. Zur Abgrenzungsproblematik der beiden Begriffe vgl. ÖSTZ 1981, S.293



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 © drwjs.com | Dr. Walter J. Schwarz